Endlich Triathlet.

MHA Triathlon 2013, Aachen (0,5 / 22 / 5)

„Hibbelig“ unschreibt es eigentlich ganz gut.
Ich war hibbelig!
Und wie.
Mein Schwesterherz auf dem Beifahrersitz war eher cool.
Ich hibbelte umher.
Gerade hatte ich den voll beladenen Twingo auf dem Discounter-Parkplatz abgestellt und war mir noch nicht ganz sicher, ob ich mich nun auf meinen ersten Triathlon freute – oder nicht doch lieber von einem Blitz erschlagen werden wollte.
Nur zur Sicherheit.

Wie erhofft (‚erwartet‘ wäre tatsächlich übertrieben!) legte sich meine Aufregung jedoch Stück für Stück mit jedem Teilschritt, den man vor so einem Wettkampf absolviert:
– Startunterlagen abholen
– Rennrad ausladen und fahrbereit machen,
– Startnummern anbringen
– Rennklamotten anziehen
– Rad einchecken und Wechselzone einrichten
– und sich gefühlt eine Million Mal fragen, ob man an wirklich alles gedacht hat.

Zu meinem Glück gesellte sich Vereinskollege Jörn für eine Weile zu mir, bevor er dann so langsam mit seinen letzten Vorbereitungen anfing.
Und schließlich war es dann auch für mich so weit:
Den Einteiler hatte ich schon längst angezogen, daher streifte ich mir nur die ‚Straßenklamotten‘ ab, zog die Schuhe aus und verstaute alles in meiner Tasche, die ich der weltbesten Schwester vor die Füße stellte. Eine herzliche Umarmung später suchte ich bereits meinen Weg zum Schwimmbecken.
Plötzlich standen Schwesterherz zusammen mit 2 Cousinen und deren Freunden und einem Sohn hinter mir: Sehr sehr cool, dass ihr alle extra bis nach Aachen gekommen seit! Vielen lieben Dank!
Nachdem ich dann irgendwie auch meine Startnummer auf den Arm geschrieben bekommen hatte, gings ins Wasser zum Einschwimmen.
Kurze Absprache innerhalb der Bahn wer wo startet – irgendwie wollte niemand erster sein, also ergriff ich 10sek vor dem Start die Initiative und reihte mich vorne ein.
Augenblicke später schwamm ich um mein Leben, gejagt von 7 anderen Triathleten, die ich jedoch erstaunlich gut auf Distanz halten konnte.
Kurz vor dem Ende meiner 500m konnte ich sogar zum Überrunden ansetzen!

Nach 8:27min (für meine Verhältnisse eine Granatenzeit) drückte ich mich aus dem Wasser und hibbelte auf wackeligen Beinen über die Fliesen und den ausgelegten Teppich ins Freie und quer durch die Wechselzone zu meinem Rad.

Hier verschenkte ich ungefähr 2 oder 3… einige behaupten auch 4 bis 5 Minuten, bis ich endlich in der Rennradjacke steckte (das Wetter war nasskalt!), Helm und Brille angezogen hatte und vor allem diese verflixte GPS-Uhr sowie Startnummer parat hatte.
Danach gings dann flott auf den Zubringer des 3-Runden-Radkurses.
Einsam radelte ich in eine Senke und dachte tatsächlich: „Aha, das ist jetzt also ein Triathlon?!“
… dann tauchte vor mir der erste Rennradfahrer auf.

Mit Puls 180 und dem sprichwörtlichen Messer zwischen den Zähnen zog ich wenig später, noch am Berg, an ihm vorbei.
Und an noch einem, dann noch einem … noch einem mit Aerohelm… und da schon wieder einer.
Tatsächlich habe ich an diesem Tag richtig viele Leute überholt, ohne selbst überholt worden zu sein.
Nach 22km, die 3 hügeligen Runden hatten ganze Arbeit geleistet, verließ ich den Rundkurs und steuerte zielstrebig auf den Beginn der Wechselzone zu: Einer Linie auf der Straße.
Spätestens hier sollte man neben dem Rad stehen, sonst gibts Zeitstrafe.
Wild pedalierend versuchte ich die Klettverschlüsse der Schuhe zu lösen. Klappte links schonmal ganz gut, aber rechts durchfuhr ein stechender „Minikrampf“ meine Wade. Er verebbte zwar so schnell, wie er gekommen war, jedoch war nun auch die Linie gekommen – und ich steckte noch im Schuh und der Schuh steckte am Rad.
Also klickte ich irgendwie den Schuh aus und rannte, links barfuß, rechts mit Rennradschuh zu meinem Rack.
Klick, platsch, klick, platsch, klick, platsch… und das alles genau vor den Kameras meiner Sippschaft.
Outtakes, ick hör dir trapsen!

Beim Wechsel aufs Laufen muss man ja eigentlich nur den Helm ausziehen, die Startnummer vom Rücken zum Bauch drehen und die Laufschuhe anziehen, von daher ging der ganz ‚gut‘ über die Bühne – wenn man außen vor lässt, dass ich die Schnellschnürer der Laufschuhe nicht zugezogen hatte und die Nummer noch auf dem Rücken hing…
Aber dann war super.
Ok, das Laufen an sich war eher … ungewohnt holperig, die GPS-Uhr wollte nicht von Radmodus auf Laufmodus springen und mir saß ein Mitstreiter direkt im Genick.
Aber sonst war super!
Es ging abermals über einen Zubringer auf einen kleinen 2-Runden-Kurs mit je einer harschen 150m-Steigung. Kurz vor ebendieser überholte mich mein Mitstreiter und wenig später sogar noch ein weiterer. Letzterer war aber mal so richtig schnell!
Mit fast platzenden Pulsadern erklomm ich die Steigung und sah vor mir einen langsameren Läufer und, gar nicht soo weit davor, mein Mitstreiter von vorhin.
Der aus dem Genick.
Stückchen für Stückchen arbeitete ich mich wieder an ihn heran und kurz vor dem Ende der zweiten Runde, gerade als es flott bergab ging, hatte ich ihn wieder ein.
Und schaltete sofort von „Angriff“ um auf „Verteidigung“.
Denn jetzt musste ich irgendwie verhindern, dass der Kollege mir auf den letzten 1000m nochmals auf die Pelle rückt.
Wann immer ich seinen Atem spürte, zog ich das Tempo ein bisschen an.
Und noch ein bisschen.
Mein Atem rasselte.
Nochmals erhöhte ich.
Die Uhr piepste die letzten 600m an.
Ich bin kein Zielsprinter. Bisher habe ich auf den letzten 100m im direkten Zweikampf immer den Kürzeren gezogen.
Also zog ich jetzt nochmal an.
Aber so richtig an.
Keuchend, spuckend und mit allem was ich noch zur Verfügung hatte, setzte ich mich ab.
Wild mit den Armen arbeitend rechnete ich trotz allem noch mit einem Gegenangriff – doch er blieb aus!

Nach 1:10:16h erreichte ich auf Platz 22 (AK TM30: 3) das Ziel.
Die abschließenden 5km war ich in 20:15min gelaufen. Eigentlich recht langsam, aber uneigentlich tats trotzdem recht weh!

Meine Beine schmerzten zwar einige Zeit, aber mein Grinsen sollte noch erheblich länger wie eingemeißelt in meinem Gesicht stehen,
denn: Jetzt bin ich ein Triathlet.

Euer Karsten

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