01.01.2011 bis 01.07.2011

[Anmerkung: Dieser Text wurde am 01.01.2011 als Einleitung der alten Homepage veröffentlicht.]

Karstens steiniger Weg zum ‚gefühlten‘ Hochleistungs-Sportler
– oder: Wie alles begann…

Wenn man von einem kleinen „Jogging-Vorspiel“ entlang des Rheins bei Neuss im Juni 2008 absieht (ich wurde von meiner damaligen Freundin Yasmin mit Engelszungen dazu überredet), begann meine Läufer-Karriere im Dezember 2008.

Man muss sich das ungefähr so vorstellen:
Mitten durch den frisch gefallen Schnee huscht unter den teils verständislosen Blicken der wenigen Passanten ein bunter Geselle am leverkusener Dhünn-Ufer entlang.
Weiß-Rote Asics Schuhe, Schwarz-Weißer Baumwoll-Trainingsanzug, blaue Baumwoll-Mütze und -Handschuhe.
Wir schreiben Mittwoch, den 24. Dezember 2008.
So brach ich zu meiner ersten „Lauftour der Neuzeit“ auf.
Meine sportlichen Glanzzeiten beim Bogenschießen, Fechten, Handball, Freeclimbing und Rennrad fahren lagen da schon 12 Jahre, 20kg sowie ettliche Zigaretten zurück…
Die Lauf-Premiere zwecks Gewichtsverlust (dortmals 97kg bei irgendwas um 190cm) hatte ich absichtlich auf den „heiligen Morgen“ gelegt: Wenn ich mich am 24.12. trotz Minusgraden und Schnee aufraffen würde um zu Joggen – dann hätte ich fortan keine Ausrede nicht mehr zu Joggen.
Schlechtes Wetter, Feiertag und Familienfeier.
Alles war abgedeckt.
Damals war ich Jogger, kein Läufer.
Damals war der Grund das Abnehmen.
Damals war nach gerade einmal 3km Schluss gewesen.
Damals wurde ich „angefixt“.

2009 entschied ich mich dann für die Bewerbung bei einer Berufsfeuerwehr.
Ich legte mir eine Hantelbank und ein Laufband zu, um auch bei extrem schlechten Wetter trainieren zu können. Und das tat ich auch.
Außerdem ging ich regelmäßig ins Schwimmbad. Das in Kombination mit einer versierteren Diät ließ dann die Pfunde recht schnell purzeln.
Aber mein linkes Knie begann ab und an zu schmerzen, diverse Abflüge vom Band verursachten zum Teil mehrwöchige Pausen und das geforderte Sportabzeichen konnte ich verletzungsbedingt Aufgrund einer nicht absolvierten Prüfung (Weitsprung) ebenfalls nicht erlangen. Konsequenterweise ging dann auch die Berwerbung bei der BF in die Hose (ich wurde nicht einmal zum Test eingeladen) und so lief ich aus purem Frust an einem Montag im Januar 2010 meinen ersten Laufband-Halbmarathon überhaupt. Mittwochs dann den Zweiten und samstags den Dritten.
Wut ist ein guter Motor.
Danach konnte ich mehrere Wochen nicht mehr Laufen vor Schmerzen im Knie.
Wut ist ein schlechter Berater!
Der konsultierte Orthopäde veranlasste ein CT, aber bis der Termin endlich kam, waren die Schmerzen schon wieder weg und erwartungsgemäß gab es keinen Befund.
Ich ließ eine neue Laufanalyse in einem trierer Fachgeschäft durchführen und kaufte mir ein neues Paar Laufschuhe.
Meine Begleitung fischte einen Werbeflyer des Trierer Stadtlaufes vom Tresen und auch ich war recht interessiert daran.
Der erste 5km-Testlauf mit den neuen Schuhen verlief äußerst positiv, also direkt die Anmeldung für den 10km Lauf in Trier ausgefüllt und trainieren, trainieren, trainieren.

Die neuen Schuhe brachten jedoch keine langfristige Besserung, die Schmerzen kamen recht schnell wieder.
Es war zum Heulen.
Ich holte mir wieder eine Überweisung zum Orthopäden, wählte diesmal aber eine andere Praxis. Artig packte ich die alten CTs ein und erschien wie telefonisch angekündigt ohne Termin, dafür mit Zeit, einem Buch und einer Flasche Tee. Schon nach 3 Stunden kam ich an die Reihe und erzählte dem Orthopäden brav meine Leidensgeschichte. Der Doc hörte mir sehr aufmerksam zu und meinte dann nur: „Wenn ich jetzt hier reindrücke, tut es dann weh?“, er presste den Daumen neben die Kniescheibe und ich konnte vor Schmerzen kaum atmen. Um es kurz zu machen, hier die Diagnose:
Muskeln und Bänder im linken Bein waren aufgrund falschen und einseitigen Trainings zum Teil verkürzt bzw. verkümmert. Außerdem habe ich Senk-Spreiz-Knickfüße (keine Sorge, ich werde trotzdem gesunde Kinder zeugen können!) und benötige Einlagen für die Laufschuhe.
Die Ursache war dem Doc klar: Falsch traininert, zu einseitig traininert, nicht gedehnt und überhaupt gar keine Ahnung von den Grundlagen.
Wie sich herausstellte ist mein Doc nicht nur Orthopäde und Physiologe, sondern selbst passionierter Läufer.
Sein Tipp: Erstmal 3 Wochen Pause, die ich dazu nutzen sollte „Das große Laufbuch“ von Herbert Steffny zu lesen und danach könne ich dann vorsichtig wieder anfangen zu trainieren. Vorzugsweise in einem Lauftreff.
Mein Ziel in 2 Monten am 10km-Stadtlauf teilzunehmen segnete er unter der Bedingung ab, dass ich beim ersten Schmerzanzeichen abbreche und mich unterstehen soll mit einer Zeit unter 45min bei ihm aufzutauchen. Der nächste Termin wurde für einen Tag nach dem Lauf angesetzt.

Das Training absolvierte ich streng nach Vorgabe auf weichem Untergrund, ich absolvierte viele langsame Waldläufe mit Wieselchen, einer sehr sehr guten Freundin, und zusätzlich noch einige, vorsichtige Tempoläufe auf Rasen. Zusätzlich kam noch ein sehr schöner Strandlauf auf Langeoog dazu und so ging ich völlig beschwerdefrei Ende Juni in Trier an den Start und legte bei meiner Premiere auch direkt die angestrebten 45mins (44:47, M30 Platz 16) aufs Pflaster.
Es folgten ein paar sehr warme hochsommerliche Wochen mit vielen Trainingsläufen. Als mittelfristiges Ziel strebte ich die „Schallmauer“ 40min an.
Und ich begann mich mehr und mehr für den Triathlon zu begeistern. Laufen machte mir tierischen Spaß, Kraulen hatte ich für die Feuerwehrbewerbung neu gelernt und Rennradfahren war schon seit ich denken kann ein Steckenpferd von mir. Seit 4 Jahren nannte ich sogar stolz einen zwar gebrauchten, aber nicht minderschnellen Peugeot Rennboliden mein Eigen (bisher erreichte Geschwindigkeit auf dem Rheindamm bei Zons: 67,2km/h lt Sigma).
Also wohlauf ans Werk, das Rad hatte ich diese Saison wegen des Lauftrainings sowieso noch nicht bewegt. Es wurde also höchste Zeit!
So schwang ich mich am Morgen des 17.07.2010 gegen 8 Uhr auf meinen treuen Boliden.
… knapp eine Stunde später und 40km weiter nördlich endeten mein Training, mein Fahrrad und um ein Haar auch ich selbst durch einen Sturz bei ca 35 km/h im neusser Stadtgebiet.
Das Gesicht (vor allem die Mundhöhle) musste mit knapp 20 Stichen genäht werden, die Nase war angebrochen, ein leichtes Schädelhirn-Trauma hatte ich davon getragen und beide Knie waren ebenfalls geprellt.
Kurzum: Ich sah aus als hätte ich Mike Tyson in die Suppe gespuckt.
Aber meine Kompanie Schutzengel hatte mich abermals vor Schlimmeren bewahrt und die ausgezeichneten Ärzte, Schwestern und Pfleger des neusser Lukaskrankenhauses sorgten dafür, dass auch kaum sichtbare Spuren zurück blieben.
Danke an euch alle!
Fast 3 Wochen lang war an Laufen also gar nicht zu denken und danach ging es auch nur sehr, sehr schleppend vorran. Ich rauchte wieder wie ein Schlot und überhaupt war es eine ziemlich schwierige Zeit…
Was also tun?
Laufkalender rauskramen und für einen Lauf anmelden. 10km, wie in damals in Trier. Diesmal nur bitte etwas näher.
So startete ich am 24. September beim 7 Meilen Nachtlauf von Zons (11,2km, 51:44, M30 Platz 16).
Der Lauf und vor allem die Begleitumstände waren im Nachhinein zuviel für mich. Aber gleichzeitig wuchs in mir der Wunsch ein „richtiger“ Läufer zu sein.
Am 20.10.2010 hörte ich (zum zweiten Mal nach 2004, aber diesmal endgültig!) mit der Qualmerei auf und im November, einer Zeit voller Ängste und Sorgen für mich,

[An dieser Stelle kann ich heute (Anfang 2013) hinzufügen, dass ich den unerwarteten Tod von Yasmin verarbeiten musste. Ebenjene Freundin, durch welche ich überhaupt erst 'so richtig' wieder mit dem Laufen in Kontakt gekommen war.]

stellte sich beim 10km-Crosslauf („Wurzelweglauf“) in Konz der erste kleine Erfolg ein:
Platz 2 der Alterklasse M30 und die Begegnung mit Läufern wie Dietmar Bier (2010 dt. Marathon-Meister, M40) und Tina Wessely (Rheinland-Meisterin).
Das weckte noch mehr meinen Ergeiz und, so blöd es auch klingen mag: Es gab mir wieder ein Ziel.
Anfang Dezember folgte ein (Aufgrund des Veranstaltungsortes) nicht minder emotionaler 5km Crosslauf in Neuss (22:05min), der für mich absolut konfus ablief (mehr dazu hier), mir aber trotz allem den Sieg meiner Altersklasse einbrachte!
…zugegeben, es gab nur drei M30-Läufer, aber der Zweitplatzierte, ein netter Triathlet dessen Freundin ebenfalls mitlief, lag über eine Minute hinter mir.
Den grandiosen Abschluss des Laufjahres 2010 bescherte mir der 8km Trierer Silvesterlauf: Ich schüttelte Carsten Schlangen die Hand, traf den Herbert Steffny, und schwätze ebenfalls kurz mit Sabrina ‚Mocki‘ Mockenhaupt. Ebenfalls wieder mit von der Partie waren Dietmar Bier sowie andere lokale Laufgrößen. Das alles moderiert von Wolf-Dieter Poschmann. Es war einfach herrlich!
Meine offizielle (Brutto-)Zeit lag bei 35:12min, der Forerunner hatte aber ’nur‘ 34:20min gestoppt.

Ja und jetzt bin ich so richtig angefixt.
Damit ich auf dem langen Weg das Ziel nicht aus den Augen verliere und auch um mich selbst noch mehr zu pushen, mache ich die ganze Geschichte jetzt auch mittels eines Blogs ‚pseudo-offiziell‘: Wenn es im Netz steht, kann es theoretisch jeder lesen. Und wenn es jeder lesen kann, dann will ich auch alles daran setzen, dass ich niemanden hier zuviel verspreche.
Krude Logik, oder?
Damit war der Blog zwar geboren, aber namenlos.
Kurz, prägnant, subtil und mit einer Prise Understatement. Diese Kriterien sollte der Name erfüllen.
Da ich mich tagelang nicht zwischen „Miep!Miep!“ und „Dummschwitzer“ entscheiden konnte, habe ich einfach beides genommen.

Herzlich willkommen also auf www.Dummschwitzer.de,
der offiziellen Homepage des inoffizellen „LT Miep!Miep!, Leverkusen“.

(letzte Änderung: 2011-01-01)