Tja, was soll ich sagen?
Der Dummschwitzer war am Sonntag auf nem Karnevalsumzug!
…jajajaja, ich weiß.
Aber irgendwie war mir danach.
Das urkölsche Motto „Kamelle, Kotzen, Korpulieren“ habe ich aber dennoch nicht beherzigt, sondern fleißig Popcorn, Flönz und anderes, ‚läuferkonformes‘ Wurfmaterial gefangen.
Der Rest wurde an Wieselchen und ming Mutter weiterverteilt.
Ich hatte mich übrigens als Läufer verkleidet.
Super einfallsreich, schon klar.
Aber dafür komplett mit 22km-Schweißeinlage vom Vortag!
Gehört halt zum Kostüm – und Platz hatten wir beim Zug gucken auch.
Nach dem Umzug (Bilder füge ich Mittwoch ein, et knubbt sich mol wieder hej en bissje) bin ich dann gleich noch 16km gelaufen: Die Klamotten hatte ich ja eh schon an.
Ab ans Rheinufer, das Wetter war herrlichst sonnig und bis auch einige feuchtfröhlich-alkoholisierte Heimkehrer wars auch überraschend frei.
Kurz vor der Ponton-Brücke bei Rheindorf erspähte ich vor mir eine andere Läuferin:
Schwarze Tights, dunkelblaues Shirt, Stirnband und ein wenig sehr außer Atem, trotz eigentlich sehr gemächlichen Tempos.
Am Laufstil und Figur konnte man auch ziemlich gut erkennen, dass sie scheinbar noch nicht so lange ‚dabei ist‘.
Aber ich habe in meinen Anfängen auch nicht besser ausgesehen.
Eher schlechter!
Also überholte ich die Frau, sie mag so Mitte 40 gewesen sein, in etwas gemäßigteren Tempo und steigerte mich langsam wieder auf normale Geschwindigkeit.
Es hat mich ja auch immer geärgert, wenn ich in 10fachem Tempo überholt wurde.
Die Frau guckte dennoch etwas miesepeterig auf mein freudiges Lächeln drein. Keine Ahnung warum: War doch ein super Tag zum Laufen und sie hat den ersten Schritt doch auch schon längst getan. Jetzt muss es halt nur noch anfangen Spaß zu machen – Wirds schon noch. Versprochen!
So zog ich weiter, dachte mit leichtem Lächeln an meine mühsamen Anfangstage zurück, überquerte die Pontonbrücke und bog in Richtung Rheindorf / Bürrig entlang der Wupper ein.
Nach knapp einem Kilometer erspähte ich eine Walkerin.
Und was für eine!
Knackig, schlank und recht flott unterwegs.
Ebenfalls schwarze Tights, ein rotes Shirt und -natürlich- Carbonfaser-Stöckchen.
Auf dem Rücken ein Rucksack aus welchem eine beachtliche Anzahl „Strüssjer“ (also Blumensträuße vom Umzug) und Pralinen heraus schaute.
Sie legte schon ein flottes Tempo vor. Nur die „Stocktechnik“… also ich bin beileibe kein Fachmann, aber das sah nun wirklich extrem abenteuerlich aus!
Langsam verringerte ich die Distanz.
Ich bin leicht schääl, sprich ab paar Huntert Metern wirds matschig im Blick.
Und dadurch bedingt gibt es in meinem ‚Frauen-Bewertesystem‘ auch die Kategorie
‚Frau, die von weitem wirklich gut ausschaut‘
…aber je näher man ihr kommt, desto weiter wünscht man sie sich (oder man sich selbst) wieder weg.
Diese Walkerin gehörte definitiv nicht dazu.
Sie sah sich um, wollte scheinbar etwas sagen, aber schaute mich stattdessen leicht erstaunt an.
Scheinbar hatte sie jemand anderes erwartet.
Auch ich war recht überrascht, denn ihr Gesicht war circa 25 Jahre älter, als ich die Frau aufgrund der Heckansicht geschätzt hätte.
Walken hatte wohl scheinbar doch seine Vorzüge – man lernt ja nie aus!
Ich grinste breit und begrüßte sie mit einem freundlichen:
„Walkerin – das ist ja mal ein kreatives Kostüm!“
„Nicht wahr?“, antwortete sie gut gelaunt, „Du hast nicht zufällig meine Schwester gesehen? Sie hat sich als Läuferin verkleidet.“
„Schwarze Tights, Blaues Shirt, verkniffener Blick?“, fragte ich.
„Ja genau.“, kam die prompte Antwort.
„Die müsste jetzt ungefähr auf der Ponton-Brücke sein.“
„Erst? Na dann werd ich wohl doch warten müssen.“, sie steuerte eine nahe Parkbank an, „Wir waren zusammen auf dem Zug in Wiesdorf und sind nun auf dem Rückweg nach Opladen.“
„Ahso… Und warum getrennt?“, fragte ich neugierig und blieb ebenfalls stehen.
Die Frau zögerte kurz: „Sie musste mal wo hin und ganz ehrlich: Ich kann hier auf meiner Langlaufstrecke nicht einfach rumstehen… und diese Stöcke… die bringen mich auch ganz durcheinander!“, sie lehnte die Hightech-Laubpiekser an die Bank.
Mach Sachen, also doch keine Rehbilitation für die Walker?
Wie gewonnen so zerronnen!
„Und? Selbst gar keine Lust auf Karneval?“, die Frau sah mich an.
„Oh doch, schon. Ich bin ja auch als Läufer verkleidet.“, ich deutete grinsend auf mein verschlammtes Longrun-Outfit, „Nur scheinbar ein wenig besser, als deine Schwester. Hab aber auch 2 Jahre am Kostüm gearbeitet.“, ich grinste breit und sah verlegen auf den Garmin.
„Ja dann, noch viel Spaß“, lachte sie mir entgegen.
„Auch so, danke“, rief ich und trat wieder an, „und niemanden mit den Dingern da verletzen!“
Sie wedelte lachend mit einem der Stöcke hinter mir her.
Ich muss schon sagen, an Karneval sind viele komische Gestalten unterwegs!


