„The road hasn’t always been easy…“

„Der Weg war nicht immer einfach…“
Mit diesen Worten beginnt Soraya Raquel Lamilla einen Brief, welchen sie am 9. Mai 2006 auf ihrer Homepage veröffentlichte.
In sehr bewegenden Worten dankt sie darin ihren Freunden und treuen Fans für die Kraft und den großen Rückhalt, welchen sie in den vergangenen, harten Jahren durch sie erfahren hat.
Wie beinahe alle ihre Lieder und Alben hatte Soraya auch diese Zeilen in ihren beiden Muttersprachen Spanisch und Englisch verfasst.


Soraya Raquel Lamilla


Hierzulande wurde Soraya 1996 vor allem durch die englischen Fassungen der Lieder „Quédate / Stay awhile“ und „De repente / Suddenly“ ihres gerade erst veröffentlichten Debütalbums „En esta noche / On nights like this“ bekannt.
Es folgten ausgedehnte Tourneen und Auftritte auf großen Festivals wie „Rock am Ring“.
Im Jahre 2000, kurz vor Beginn der Tour zu ihrem dritten Album „Cuerpo y alma / I’m yours“, wurde bei der damals 31-jährigen Soraya Brustkrebs diagnostiziert.
Mutig und offensiv bekämpfte sie diese Krankheit, an welcher zuvor bereits drei Familienmitglieder, darunter ihre Mutter, gestorben waren.
Nach langen Chemo- und Strahlentherapien dann die Erlösung:
Der Krebs ist besiegt!
2003 erscheint ihr viertes Album, welches sie schlicht „Soraya“ nennt.
Sie geht wieder auf Tour und setzt sich auch weiterhin aktiv und medienwirksam für die Krebsforschung und -früherkennung ein.
In Liedern wie „Casi / Almost“ thematisiert sie zudem ihren Kampf gegen diese Krankheit und erhält 2004 einen Latin Grammy.
Kurz darauf erkrankt sie erneut.
2005 erscheint ihr fünftes und letztes Album „El otro lado de mí“ (Die andere Seite von mir).


Sorayas letztes Konzert, 2005 in Argentinien

Soraya Lamilla stirbt einen Tag nachdem sie sich von ihren Fans und Freunden verabschiedete, am 10. Mai 2006, im Alter von nur 37 Jahren an den Folgen dieser heimtückischen Krankheit.

Was bitte hat dies auf einem Läuferblog zu suchen?!
Nun, manchmal muss man eben mit der Brechstange einwirken, um sich Gehör zu verschaffen, denn ganz ehrlich: Hätte ich direkt mit der Überschrift „Krebsvorsorge“ angefangen… wieviele hätten wirklich weiter gelesen?
Diesen Text habe ich bereits vor einigen Wochen verfasst, als ich im Internet und anderen Medien über die Schlagzeile stolperte, dass Marathonläufer, einer Studie zufolge, ein deutlich erhöhtes Hautkrebsrisiko haben.
Da ich (auch ohne den ‚Faktor Marathon‘) bereits zur Risikogruppe gehöre, schrillten natürlich ein paar Alarmglocken.
Im Original-Entwurf dieses Artikels hatte ich noch auf alle positiven Auswirkungen des Laufens hingewiesen und darauf, dass ‚wir‘ Sportler uns dadurch zum Teil für unverwundbar hielten.

Mittlerweile, nach weiteren Recherchen, hat sich besagte Studie jedoch als „von vielen Medien falsch interpretiert“ herausgestellt.
Untersucht wurden insgesamt 420 Probanten aus 2 Gruppen.
Je 210 zufällig beim Graz Marathon angesprochene Läufer und je 210 Menschen, die sich an Hautkrebs-Informationsständen beraten und untersuchen ließen.
Es lässt sich bereits hier leicht erkennen, dass die Läufer nicht zwingend die untersuchte Gruppe waren, sondern durchaus (als zufälliger, breiter Schnitt durch die Bevölkerung) auch die Referenzgruppe darstellen können.
Die Studie untersuchte also vielmehr inwiefern auf das Thema Hautkrebs ’sensibilisierte‘ Menschen (ebenjene an den Infoständen) im Gegensatz zu ’normalos‘ (hier: den Läufern) ihr Hautkrebsrisiko senken können.
Der Umkehrschluss, dass Marathonläufer pauschal öfter an Hautkrebs erkranken ist daher aber nicht automatisch gültig!
Wir Läufer erkranken genau so oft, oder selten wie der Durchschnitt der Bevölkerung.
Jedoch, und das sollte uns zu denken geben, erkranken die ‚vorsichtigeren‘ Menschen messbar seltener!

Daher gilt gerade jetzt in den Sommertagen:
Schützt euch vor der starken Sonneneinstrahlung.
Denn auch wenn einem das Training nicht so vorkommt, ist es nichts anderes als ein ausgedehntes Sonnenbad! Allein am letzten Wochenende habe ich zum Beispiel weit über 5 Stunden reine Laufzeit im Freien verbracht. Normale Tätigkeiten wie Einkaufen, Grillen und dergleichen nicht mitgerechnet.

Daher vermeidet am Besten jegliche Trainingseinheiten im Freien zwischen 12 und 16 Uhr komplett und verlegt eure sportlichen Aktivitäten auf den Vormittag, oder den späten Nachmittag bzw Abend.
Damit umgeht ihr neben den UV-Strahlen auch gleichzeitig die Ozon- und Feinstaubproblematik.
Solltet ihr dennoch im prallen Sonnenschein laufen wollen, was zugegeben ein tolles Gefühl ist, so verwendet wasserfeste Sonnencreme mit ausreichend hohem UV-Schutzfaktor und tragt ein Kopftuch, oder ein Mütze.

Und auch, wenn ‚wir Läufer‘ statistisch gesehen vielleicht nicht gefährdeter sind, so gilt auch für uns:
Krebsvorsorge ist wichtig!

Gerade auf Haut- und Brustkrebs kann sich jede(r) ohne großen Aufwand selbst untersuchen.
Bei Darm- und Prostatakrebs muss man für die Vorsorgeuntersuchung zwar einen Arzt aufsuchen, aber aus Scham, oder Angst nehmen dieses Angebot noch immer viel zu wenige Personen wahr.

Menschen wie Soraya Lamilla und viele, viele andere vor ihr wären froh gewesen, wenn sie zu Lebzeiten auch nur ansatzweise die heutigen Mittel der Diagnostik und Behandlung zur Verfügung gehabt hätten.
Und wer von uns heute diese Möglichkeiten nicht ausnutzt, ist einfach nur dumm!

Zu ihrem 5. Todestag möchte ich diesen Artikel mit den letzten Zeilen aus Sorayas Abschiedsbrief schließen:

Now it is up to you to continue with our mission. I hope with all my heart that my love for life has caught on and that you will become a means of communicating this message to many people whose lives may be saved. Please, recognize this opportunity you have now to stop an enemy that can end your life. Don’t give up!
The road ahead is a long and this is a battle worth fighting.

Con amor,
Soraya

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