1. Leverkusener Winterlaufserie – „Midi“-Rennen 1/3

Sonntag, 13. November 2011

Ein Tag unter Triathleten

Heute beginnt also die 1. Leverkusener Winterlaufserie.
Ausgerichtet von der Triathlon-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen bietet sie eine wunderbare Möglichkeit sich zusätzliche Motivation für die dunklen Wintermonate zu verschaffen.
Es werden insgesamt 3 verschiedene Serien ausgerichtet, welche jeweils aus 3 Einzelrennen bestehen.

Die Serien sind wie folgt zusammen gesetzt:

Name - 13.11 - 11.12 - 29.01
Mini - 05 km - 05 km - 05 km
Midi - 10 km - 10 km - 10 km
Maxi - 10 km - 15 km - 21 km



Die Wetterbedingungen versprachen einen aufregenden Renntag:
12°C bei beinahe strahlend blauen Himmel und nahezu absoluter Windstille.
Herz, was willst du mehr?!
Aber irgendwie… knapp 3 Stunden vor dem Start fühlte ich mich seltsam.
Nicht schlecht, kränklich oder müde – aber eben auch nicht „heiß“ und voller Ungeduld auf das Rennen.
Das kann eigentlich nur zwei Dinge bedeuten.
Entweder ich ‚explodiere‘ und es wird ein astreines Rennen.
Oder ich ‚explodiere‘ und überpace so dermaßen, dass ich im letzten Drittel total einbreche.

Mit diesen Gedanken schnappte ich mir also meine Renntasche.

Die Idee, dass alle Teilnehmer einer der Serie den Vornamen groß über der Startnummer gedruckt bekommen, fand ich schon beim ersten Sehen richtig klasse. Denn normaler Weise bekommen nur die wirklich großen Stars den Namen ungefragt auf die Nummer gedruckt.
Bei dieser Laufserie stehen also wirklich in allen Belangen die Teilnehmer im Mitterlpunkt.
Ein sehr gutes Omen!

Ganz im Gegensatz übrigens zu meinem Sonnenstudio: Dort ist die Waschmaschine scheinbar noch immer defekt, nach gefühlt 4 Wochen.
Wir Kunden werden jedoch immer höflich auf die vorhandenen Papiertücher in den Kabinen hingewiesen.
…also mir fällt spontan nur ein „Körperteil“ ein, welches ich regelmäßig mit Papiertüchern abwische – und ich meine nicht die Nase.
Soviel zur Kundenwertschätzung, aber dies nur am Rande.

Mein Schwesterlein hat sich bereit erklärt mich zum Rennen zu begleiten und mir beim „Projekt XX“ zur Hand zu gehen.
Letzte Woche in Konz hatte ich ja die Rennvorbereitungen sträflich vernachlässigt, um die Kamera (huiui, versteckter Hinweis?!) und das restliche Equipment renntauglich zu machen.
Diesen Fehler wollte ich heute auf jeden Fall vermeiden.
Sabine und Stefan trudelten ebenfalls kurz vor Start auf dem Gelände der Kurt-Rieß-Sportanlage ein.
Ja nun kann wirklich nichts mehr schief gehen.

Das „Klientel“ dieser Veranstaltung unterschied sich durch den Ausrichter übrigens schon ein wenig vom normalen Läufer-Allerlei.
Sind bei einem ‚gewöhnlichen‘ Volkslauf zumeist Personen der Rubrik „Magersüchtiges Frettchen“, gekleidet in labbrigen Shorts und dem Spiridon-Louis-Gedächnis-Shirt, am Start, so wuselten hier erheblich viele Männer und Frauen in „Rennpelle“ herum.
Neider nennen sie auch abwertend „Babystrampler“.
Gemeint sind Triathlon-Einteiler, hautenge Funktionskleider. Vorn mit Reisverschluß versehen und von den Schultern bis meist zur Mitte der Oberschenkel reichend, können diese ultradünnen Laufsachen sogar unter dem Schwimm-Neoprenanzug getragen werden, was kostbare Zeit in der Wechselzone spart.
Und mal ganz unter uns: So ein Triathet hat in der Regel auch genug Muskeln am Körper, um seiner Rennpelle ‚Kontur‘ zu verleihen.
Wir Läufer haben ja zumeist nur Beine – sonst nichts.

Mein Pre-Run-Ritual ging reibungslos über die Bühne.
Das komplette Programm.
Und nach dem Warmlaufen die Jacke und lange Hose einfach der Schwester zuzuwerfen und unbekümmert loslaufen: Das is purer Luxus!
Der Startschuss fiel – und da fiel es mir ein…
Ich Depp hab die Kamera in der Tasche vergessen.
Also im Gegensatz zu Konz letzte Woche jetzt genau das andere Extrem..
So startete ich also ins Rennen.
Trotz des kleinen Rückschlages lag ich vom Start weg weit vorne, und heftete mich an die knackigen Fersen der Führungsfrau, ebenfalls Triathletin, wie mir ihr ASV-Trikot verriet.
Das Tempo war ganz ok, aber eigentlich zu langsam für meine Verhältnisse. Obwohl… vorhin war ich ja noch nicht so ‚rennbegeistert‘.
Zwei Möglichkeiten.
Erstens: Ich bleibe bei der Triathletin und pfeife auf Bestzeiten-Ambitionen.
Zweisten: Ich gebe Gas und lasse mich überraschen, wie weit ich komme.
1500m nach dem Start ließ ich also die junge Frau hinter mir und suchte mir meinen nächsten „Tempomacher“ heraus.
Auf dem Weg zum Neulandpark, am linken Dhünnufer, brüllte jemand plötzlich meinen Namen.
Ich sah auf und erkannte doch tatsächlich Maike und André am Streckenrand. Laut gröhlend und anfeuernd.
Wie geil ist das denn bitte?!
Diesen Extra-Boost nahm ich mit auf das lange, flach ansteigende Geradeausstück im Park und konnte sogar noch einen Läufer überholen und abschütteln.
Wieder am Dhünnufer standen die Beiden wieder zur Stelle (es gibt eine kleine Hängebrücke über die Dhünn, die sie taktisch geschickt nutzten) und jubelten mir zu!
Abermals konnte ich mich nicht „lumpen“ lassen und verbiss mich im Vordermann, der sogar einen Freund auf dem Fahrrad als Pacemaker dabei hatte.
So beendete ich die erste 5km-Runde und hatte doch tatsächlich meine 5km-Bestzeit um 1 Sekunde auf 18:28min verbessert.
Gut, es ist nur eine Sekunde. Aber damals in Neuss bin ich nach den 18:28min völlig fertig und, vor allem, im Ziel gewesen.
Jetzt, hier und heute habe ich gerade einmal die Hälfte rum.
Das wird entweder mein schnellstes Rennen überhaupt – oder mein Langsamstes.
Dazwischen gibt es nichts mehr!

Wie erwartet kam der „Einbruch“ zwischen Kilometer 7 und 8.
Es war wieder die lange, flach ansteigende Gerade im Neulandpark.
Von hinten kam ein erfahrener Hase angeflogen und überholte mich nach der Kurve zum Bergab-Rückweg.
Ich heftete mich an ihn, sein Tempo war enorm.
Schnell, sehr schnell ließ ich ihn ziehen: Keine Chance.
Nicht heute. Nicht nach meinem Tiefflug auf den ersten 5000m.
Kurz warf ich den Kopf nach hinten. Alles klar, ich habe noch reichlich Vorsprung auf meinen nächste Verfolger.
„Verteidigung“ heißt das Motto der Stunde.

Ich habe mittlerweile bemerkt, dass ich viel entspannter und vor allem sauberer und damit effizienter laufe, wenn ich ganz bewusst die Daumen locker auf die jeweiligen Zeigefinger lege.
Dadurch entkrampft sich meine komplette Armmuskulatur bis hinein in die Schultern und den Brustkorb.
Die Atmung fällt leichter, einfach alles läuft irgendwie flüssiger.
Darauf achtete ich auf diesen letzten 2000m ganz bewusst.
Meinen Vordermann erreichte ich natürlich nicht mehr, auch wenn es nochmal recht „knapp“ wurde, aber was viel wichtiger ist: Mein Hintermann erreichte mich auch nicht!

Als ich auf die 400m Tartanbahn einbog und schließlich die letzten Meter unter die Füße nahm, im letzten großen Endspurt, einen Blick auf die Wettkampfuhr erhaschend…
Ich würde es schaffen.
Meine persönliche Bestzeit von 38:31min wird heute fallen!
Das Piepsen der Zeitnahme-Matte erlöste mich, ich lief noch einige Schritte aus und setzte mich mit den Worten „Brutto schon schneller, als meine beste Netto“ vor Schwesterlein, Sabine und Stefan auf den Boden.
Was für ein geiler Tag!

38 Minuten und 22 Sekunden.
Ein Schnitt von 3:50 Minuten pro Kilometer, umgerechnet 15,65 km/h.
Ganze 9 Sekunden schneller, als vor 8 Monaten, am 13.3.2011 beim „Rund ums Bayerkreuz“.
Das reichte für Platz 11 der Gesamtwertung und Platz 2 der AK M30.
Mit ein bisschen Glück sind ein Paar der Läufer vor mir in der Maxi-Serie, oder Einzelstarter und dann hätte ich eine komfortable Ausgangssituation für die nächsten beiden Rennen.

Das Rennen im Überblick:


KM - Pace - Höhendifferenz (in Relation zur vorherigen KM-Marke)
01 - 3:45 - +13m
02 - 3:39 - -8m
03 - 3:52 - +1m
04 - 3:39 - +4m
05 - 3:33 - -11m
06 - 3:52 - +0m
07 - 3:50 - -7m
08 - 4:03 - +24m
09 - 3:47 - -20m
10 - 3:38 - +5m
REST 0:45 - +1m (Differenz des Garmin zur offiziellen Vermessung: 240m)

Für die Freunde der Statistik folgen nun ein paar Tabellen…

Ergebnisse der Einzelwertungen

Die Plätze 1 bis 5 der Gesamtwertung, Herren
Pl - AKL - AK - Netto - Name
01 - M20 - 01 - 34:57 - Friedrich Schenk
02 - M20 - 02 - 35:14 - Torben Kirchner
03 - M50 - 01 - 36:24 - Wilfried Paulitschke
04 - M20 - 03 - 36:31 - Rico Keidel
05 - M45 - 01 - 36:46 - Albert Knauf

Die Plätze 1 bis 5 der Gesamtwertung, Damen
Pl - AKL - AK - Netto - Name
01 - W30 - 01 - 40:33 - Kerstin Würges
02 - WSA - 01 - 42:26 - Inga Hundeborn
03 - W30 - 02 - 44:31 - Sabrina Kunde
04 - W35 - 01 - 45:46 - Kirstin Voges
05 - W30 - 03 - 46:06 - Sara Kösgen

Zwischenergebnis der Serienwertungen

Die Plätze 1 bis 10 der Gesamtwertung "Midi-Serie", Herren
Pl - AKL - AK - Gesamt - 13.11 - 11.12 - 29.01 - Name
01 - M50 - 01 - 036:34 - 36:34 - xx:xx - xx:xx - Wilfried Paulitschke
02 - M30 - 01 - 038:22 - 38:22 - xx:xx - xx:xx - Karsten Stichler
03 - M40 - 01 - 040:47 - 40:47 - xx:xx - xx:xx - Andreas Engel
04 - M45 - 01 - 040:53 - 40:53 - xx:xx - xx:xx - Christian Prüller
05 - M55 - 01 - 041:49 - 41:49 - xx:xx - xx:xx - Wolfgang Isbaner
06 - M45 - 02 - 042:13 - 42:13 - xx:xx - xx:xx - Enno Cirpka
07 - M20 - 01 - 043:16 - 43:16 - xx:xx - xx:xx - Jens Dresing
08 - M30 - 02 - 043:19 - 43:19 - xx:xx - xx:xx - Stephan Kruse
09 - M35 - 01 - 043:22 - 43:22 - xx:xx - xx:xx - Andreas Kramer
10 - M35 - 02 - 043:54 - 43:54 - xx:xx - xx:xx - Michael Wirz

Die Plätze 1 bis 10 der Gesamtwertung "Midi-Serie", Damen
Pl - AKL - AK - Gesamt - 13.11 - 11.12 - 29.01 - Name
01 - W30 - 01 - 040:33 - 40:33 - xx:xx - xx:xx - Kerstin Würges
02 - W20 - 01 - 048:46 - 48:46 - xx:xx - xx:xx - Claudia Schurmann
03 - W20 - 02 - 050:36 - 50:36 - xx:xx - xx:xx - Larissa Hesse
04 - W35 - 01 - 051:43 - 51:43 - xx:xx - xx:xx - Diana Emberger
05 - W50 - 01 - 058:23 - 58:23 - xx:xx - xx:xx - Heike Blum
06 - W50 - 02 - 059:15 - 59:15 - xx:xx - xx:xx - Marita Isbaner
07 - W55 - 01 - 061:40 - 61:40 - xx:xx - xx:xx - Walburga Pöpsel
08 - WJA - 01 - 062:16 - 62:16 - xx:xx - xx:xx - Anna Krämling
09 - W20 - 03 - 063:00 - 63:00 - xx:xx - xx:xx - Manuela Johnen
10 - W40 - 01 - 063:35 - 63:35 - xx:xx - xx:xx - Ilona Vogt-Humberg

Die Plätze 1 bis 5 der M30-Wertung "Midi-Serie", Herren
Pl - AKL - AK - Gesamt - 13.11 - 11.12 - 29.01 - Name
01 - M30 - 01 - 038:22 - 38:22 - xx:xx - xx:xx - Karsten Stichler
02 - M30 - 02 - 043:24 - 43:24 - xx:xx - xx:xx - Stephan Kruse
03 - M30 - 03 - 051:01 - 51:01 - xx:xx - xx:xx - Georg Apel
04 - M30 - 04 - 051:14 - 51:14 - xx:xx - xx:xx - Rolf Jacobi
05 - M30 - 05 - 061:02 - 61:02 - xx:xx - xx:xx - Uwe-Hendrik von Hebel

Leider präsentiert sich die "Midi"-Serie erheblich weniger spannend, als ich es mir erhofft hatte. Der Grund hierfür dürfte darin liegen, dass die meisten Triathleten einen 10km-Lauf zum Frühstück verputzen und daher durchweg in der großen Serie gestartet sind.
Schade eigentlich.

Nunja, jetztstehen erstmal wieder 3 herrliche Wochen 'normalen' Trainings an und dann sehen wir weiter.

Bis dahin,

Euer Karsten

Dieser Beitrag wurde unter ASV Köln Triathlon, Classics, FILM: "30 Wochen" (aka 'Projekt XX'), Rennberichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.