Worst day since yesterday

Samstag, 3. März 2012

Projekt XX: StrongmanRun 2012

Tag: 150 / 87. Trainingstag: Anschwitzen
Wetter: 12°C, böhiger Wind, kein Regen

Dieser Songtitel der irishen Folk-Punk-Band „Flogging Molly“ trifft es eigentlich ganz gut.
Ok, gestern abend war super – Heute morgen dagegen das genaue Gegenteil!

Irgendwie habe ich es heute doch geschafft mich zum traditionellen Anschwitzen aufzuraffen.
Sehr löblich und diszipliniert – aber nach nicht einmal zwei armseligen Kilometern wünschte ich mir bereits, dass ich es nicht getan hätte!

Erstens hatte ich mich aus Gewohnheit viel zu warm angezogen: Mir lief gnadenlos die Brühe den Rücken hinab.
Zweitens fand ich nicht den Hauch eines runden Laufschrittes.
Und so konnten die Passanten am Rhein ein recht seltenes Bild sehen:
Karsten, der Highspeed-Läufer, der Halb-Ironman, Strongman-Finisher, Held vielfacher Blog-Episoden und Freund von Bindestrich-Hauptwörterketten… macht eine Gehpause!

Das war demotivierend.
In der linken Wade zwackte es, im rechten Knöchel drückte etwas und die Knie hatten generell schon keinen Bock mehr.
Von den müden Oberschenkeln ganz zu schweigen.
Mühsam trabte ich bis zur Pontonbrücke.
Humpelte um ein Haar durch die wöchentlichen Zeitrafferaufnahmen und trabte schließlich unter schmerzen zurück.
Meine neuen und ultramodernen Laufschuheinlagen haben definitiv noch zu wenig Kilometer runter, um in meinen nahezu ungedämpften Wettkampfschuhen zum Einsatz zu kommen.
Soviel stand jetzt schon fest!
Bei einer weiteren Gehpause auf Höhe der Bürgerhalle stand mein Entschluss bereits fest, dass ich morgen nochmal in den, eigentlich schon unbrauchbar durchgelaufenen (weit über 2000km), alten Einlagen an den Start gehen würde.

Tatsächlich musste ich kurz lachen!
Vor genau einem Jahr bin ich in ganz genau den selben Klamotten an den Start gegangen.
Selbe Schuhe mit identischen Einlagen.
Selbes Trikot.
Selbe Wettkampf-Shorts.
Selbe GPS-Uhr.
Ja sogar die selbe Unterhose und Socken (soviel zum Thema Aberglaube…)

Jedoch gab es einen gewaltigen Unterschied:
Am 13. März 2011 war ich hochmotiviert meine damals nagelneue Ausrüstung zu präsentieren, mein Trainingsstand war für damalige Verhältnisse top.

Morgen, am 4. März 2012, würde ich zwar um 16 Wettkämpfe erfahrener, aber dafür mit weitaus weniger Zuversicht ins Rennen gehen.
Der Winter fing für uns Läufer zwar extrem gut, weil mild und trocken an, aber nach der Grundlagenausdauer-Phase wurde es erheblich zu kalt für das anstehende Tempotraining.
Statt, wie im Vorjahr, über 20 Tempoeinheiten in der Zeit von Januar bis März hatte ich diesmal gerade einmal 4 schnelle Läufe absolviert:
2 Intervalle (400m / 1000m), sowie je 1 Tempolauf und Tempowechsellauf.

Als mir dies klar wurde, kam mir ein Gedanke, den ich noch nie vor einem Rennen hatte:

„Wenns bis zur Hälfte nicht wirklich super läuft, dann steigst du aus!
Dann hat es halt einmal nicht sollen sein, aber du hast es wenigstens versucht.
Bei einem Wald und Wiesenlauf hätte ich einfach Tempo rausgenommen und eine Art Trainingslauf vor Publikum daraus gemacht.
Leider war ich für den Elite-Lauf gemeldet.
Zielzeit: Sub 40min.
Und konstant unter 4:00min/km laufen tut immer weh.
Dann lieber die Beine schonen und aussteigen.
War mein großes Ziel 2012 mit einem deratigen Wintertraining überhaupt erreichbar?
10 km in unter 38 Minuten.
Das ist ein Durchschnittstempo von unter 3:48min/km.
Und das nicht nur Ein- oder Zweimal, sondern Zehnmal am Stück.
25mal 400m in 89 Sekunden oder schneller laufen.“

Diese und andere Gedanken beschäftigten mich den ganzen restlichen Tag.
…schon Scheiße, wenn man sich das x-mal ausgerechnet hat.
Ich vertrieb mir die Zeit mit Küche putzen.
Vor Wettkämpfen ein adäquates Mittel zur Ablenkung!
Außerdem würde Abby morgen früh aus Trier kommen.
Extra für mein Rennen – ok und evtl ein Basketballspiel in Köln.

Für 22 Uhr war Bettruhe angesagt.
…kurz nach Mitternacht postete ich einen irischen Segen:

Go n-éirí bóthar leat
Go raibh an ghaoth go brách ag do chúl
Go lonraí an ghrian go te ar d’aghaidh
Go dtite an bháisteach go mí ar do pháirceanna
Agus go mbuailimid le chéile arís,
Go gcoinní Dia i mbos A límhe thú. °

Gegen 2 Uhr schlief ich endlich ein. Keine 7 Stunden Schlaf mehr, vor einem der schnellsten Rennen der Saison…

Tagesbilanz: 7,58km - 37:37min - 4:58min/km
Begegnungen: 4 Läufer, 19 Rennradler

Erkenntnis des Tages:

„Furcht“ ist nie ein guter Berater

° sinngemäße Übersetzung:

Möge der Weg dir wohlgesonnen sein
und du stets den Wind im Rücken haben.
Möge die Sonne dein Gesicht wärmen
und sanfter Regen dein Feld bewässern.
Und, bis wir uns einst wieder sehen,
möge der Herr seine Hand schützend über dich halten.

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