Unverhofft kommt oft !

26. Pflüger Triathlon, Harsewinkel (+++ Regionalliga +++)

Dienstag war surreal: Ich saß in der warmen Sonne und genoß dieses Gefühl auf der Haut.
War es tatsächlich erst 48 Stunden her, dass ich mit zitternden Fingern auf dem Rad die Hügel im Wettkampf hinab gesaust bin?
Kaum vorstellbar!
Und dann war da noch diese eMail.
Unser Vereinslazarett hatte sich abermals gefüllt.
Abermals war die Regionalliga-Mannschaft betroffen.
Abermals fragte man mich.
Ein sehr ungewohntes, weil zwiespältiges Gefühl.
Für den verletzten Kollegen tut es einem mehr als Leid! Schließlich haben wir den fiesen Winter über zusammen trainiert; wurden über die verschneiten Vorwiesen gejagt, sind unserem Trainier durchs gefrorene Unterholz hinterher gewetzt, mühten uns im beheizten Freibad ab – und nun das.
Andererseits bedeutet es natürlich auch eine weitere Chance für mich.
Und die wollte ich natürlich nutzen!

Harsewinkel also.
Liegt ziemlich abseits, vorbei am Kamener Kreuz. Schwesterherz war mit von der Partie und somit war fast die gesamte „Hagener“ Truppe wieder beisammen.
Lediglich „Andreas 1“ war nicht da, für ihn ging heute Matthias an den Start.

Noch vor dem Einchecken der Räder begab es sich, dass der Andreas Niedrig durch den Moderator angekündigt wurde.
Wer ein wenig in den Tiefen dieses Blog rumstöbert, etwas kombiniert… oder einfach Ende 2010 dabei war, der mag sich vorstellen welche Bedeutung dieser Mensch und seine Geschiche mittlerweile für mich haben. Und jetzt war er wirklich hier am Start?
Tatsächlich: Nach nur knapp 13 Minuten hechtete er aus dem Wasser und flitzte an mir vorbei zur Wechselzone.
Man kann der Mann schnell schwimmen!

Aber nun musste ich erstmal an mein Rennen denken: Rad einchecken, Schwimmbahn und Farbe der Schwimmhaube absprechen, Startnummer aufmalen lassen. Fast schon Routine.
Das Schwimmen an sich war dann aber wieder ein purer Krampf für mich!
Nicht nur, dass ich wieder der Letzte meiner Bahn werden würde, nein ich hatte auch die Außenbahn in einem klassichen hochwandigen Becken erwischt. Dadurch schossen die Wellen der Nachbarbahn über mich hinweg, brachen sich am Beckenrand und kamen mir wieder entgegen.
Es war schrecklich.
Wie eigentlich immer beim Schwimmen.
Als einer der letzten drückte ich mich aus dem Wasser, prallte mit den Knien auf den Kiesel-Beton und schrammte mir beide Kniescheiben auf.

Aber nun kam das Rennen auch für mich in Fahrt: Als sei der Leibhaftige hinter mir her, radelte ich von Beginn an hart am Limit und kämpfte mich wie gewohnt Stück für Stück von fast ganz hinten bis ziemlich weit vorne vor.
Der Kurs bestand aus 2 brettflachen Runden von je ca 20km Länge. Die ersten 12 recht gegenwindig, die letzten 8 konnte man locker mit 50km/h und mehr abrocken.
Von unserem Team erreichte ich auf dem Rad jedoch nur Hannes.
Einerseits super, denn das bedeutet, dass meine Kollegen ausgesprochen gut im Rennen liegen. Andererseits ist es natürlich auch eine gewaltige Motivation einem alten Hasen aus dem eigenen Stall auf dem Rad Paroli bieten zu können.
Mit einer Zeit von unter 60min für 40km inkl. Wechsel legte ich dann auch einen Top 5 Radsplit hin.
Auf Position 3 im internen Ranking liegend wechselte ich also zum Laufen. Hannes dicht im Genick.
Irgendwo zwischen Kilometer 1 und 2 kam er von hinten auf und schrie mich förmlich zusammen „Komm, schon! Los JETZT!“.
Es gibt wirklich nichts motivierenderes als eine derart laute und bestimmende Aufforderung, ich bin jedes Mal dankbar dafür!
Jedoch weiß ich auch, dass Hannes locker 3 Minuten schneller läuft als ich. Es wäre taktisch unklug, wenn er jetzt langsamer macht und versucht mich zu ziehen.
„Ich komm klar.“ rief ich ihm zu und als er scheinbar nicht reagierte, brüllte ich förmlich „Lauf vor, mach Punkte! Ich komm hier klar!“ in seinen Rücken – und er zündete die Booster.
Und ich fühlte mich wirklich gut. Jedenfalls erheblich besser als letzte Woche in Hagen.
Kein Seitenstechen, kein Harndrang. Alles paletti und das Wetter war perfekt.
Den Blick immer auf der weißen Linie gerichtet hangelte ich mich also von Läufer zu Läufer weiter nach vorn. Nur die wenigesten waren direkte Ligakonkurrenten, aber das machte mir (fast) nichts aus: Es lief einfach richtig rund.
Nach der ersten Runde von 5km kam ein Ligastarter von hinten auf mich aufgelaufen und wollte sich in meinen Windschatten setzen. Ich machte zwei, drei kleinere Schritte und drehte somit den Spieß um. Aber um nicht völlig arschig zu sein, lief ich nach der nächsten Kurve Seite an Seite neben ihm her.
Mehrmals wechselten wir uns mit der Führungsarbeit ab, taktierten, legten kleine Spurts und Attacken ein, und am Ende rackerten wir uns dadurch ziemlich effektiv im Ligafeld nach vorn. Schließlich erreichten wir „Andreas 2“, den ich natürlich so gut es ging im Vorbeilaufen anfeuerte: „Super Andreas! Noch ein bisschen Kämpfen!“
Als meine Uhr den 8. Kilometer anbrach, packte ich wie gewohnt ein paar Kohlen drauf. Ich bin nunmal kein flotter Finish-Sprinter und muss die Kastanien schon vorher aus dem Feuer holen.
Mein ‚Konkurrent‘ hielt zuerst mit, aber als ich weiter vorne Matthias erspäte, gabs für mich gar kein Halten mehr: Ich lief jetzt die letzten 1000m Vollgas, mit dem festen Willen Matthias noch einzuholen!
Leider gelang mir das nicht, etwa 5 Sekunden fehlten mir zum Schluss und ich war auch so am Ende meiner Kräfte angelangt, dass ich auf der Ziellinie über meine eigenen Beine flog und mich nach allen Regeln der Kunst lang machte. Die GPS-Uhr löste ich aus dem Schnellverschluss und kullerte über den Rasen, während ich ihr lachend nachschaute – ungläubige Blicke trafen mich.
Aber ich war vollends zufrieden, auch wenn ich aussah wie frisch vom Rugby-Feld:
Oberschenkel und Waden mit Zuckerwasser und Staub vom Rad verklebt, Knie beim Schwimmausstieg blutig geschlagen und von der Hüfte aufwärts färbte sich der Einteiler grasgrün vom Bauchplatscher eben.

Meine Laune änderte sich jedoch rapide als ich die Gesichter meiner Teamkollegen sah:
Hannes und Matthias sahen aus wie 7 Tage Regenwetter, denn beide hatten unterwegs eine Rote Karte wegen angeblichen Windschattenfahrens auf dem Rad bekommen.
Sprich Disqualifizierung.
Blieben also nur noch Andreas und ich in der Wertung, dass wir beide trotzdem noch knapp Platz 15 von 18 (1 Platznziffern vor Platz 16 und 2 vor Platz 17!) erreichten tröstete uns aber natürlich kein bisschen.
Zu gut war unsere Ausgangsposition mit Platz 3 in Hagen gewesen.

Bleibt uns nichts weiteres übrig als in 14 Tagen in Kamen nochmal richtig anzugreifen.

Und nach meinem heutigen Ergebnis werde ich wieder dabei sein!
Euer Karsten

Der Wettkampf in Zahlen:

Regionalliga, Harsewinkel (1,0 / 40 / 10)


Team ASV Köln II: Platz 15/18

Andreas: 1:59:12, Platz 33
Hannes: disq
Matthias: disq

Karsten: 1:58:27h, Platz: 27
S: 0:19:11h (58,3sek/50m)
T: in "S"
B: 0:59:30h (40,34km/h)
T: in "B"
R: 0:39:31h (3:57min/km)

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