Aller guten Dinge…

29. Sparkassen-Triathlon, Kamen (+++ Regionalliga +++)

Es ist zwar ’schon‘ mein dritter Auftritt in der Regionalliga, es könnte sich also bereits so etwas wie Routine einstellen – allerdings bin ich heute zum ersten Mal nicht „Notnagel“, sondern von Beginn an gesetzt.
Stammspieler, sozusagen.
Dennoch war ich noch ein wenig aufgeregt.
Heute würden wir mit Jörg, Stephan, Miklos und mir in einer komplett anderen Besetzung an den Start gehen, aber das war nicht der Grund für meine leichte Grundnervosität.
Von einem Stammspieler erwartet man sich schließlich auch eine gewisse Leistung!
Grund genug für mich meine Noho am Oberrohr mit einem kleinen ‚Motivationsschriftzug‘ zu versehen. „Let’s Yazz!“ steht dort nun weiß auf schwarz.
Aber bereits als Jörg mich in Leverkusen abholte und wir mein Zeug einluden, war ich wieder relativ ‚cool‘.
Alles kein Hexenwerk.
Wir unterhielten uns gut über Dieses und Jenes und als wir schließlich mit den vereinten Kräften des Garmin Navis, meiner Anfahrtsbeschreibung des Veranstalters, Jörgs jahrelanger Erfahrung in ‚Veranstaltungsort-Suche‘, sowie rudimentär vorhandener Umleitungsschilder in der Nähe der zweiten Wechselzone einen Parkplatz fanden und dort unsere Bikes aufbauten, war alles super.
Bis mir auffiel, dass ich meine neue Schwimmbrille noch zu Hause liegen hatte.
So. Ein. Mist!
Jörg hatte leider keine Ersatzbrille dabei, aber evtl. Stephan oder Miklos? Ansonsten findet das ganze ja in einem Freibad statt und da kann man eigentlich immer überteuerte Billig-Brillen kaufen.
An der Wechselzone angekommen, erwarteten uns die Beiden auch schon tiefenentspannt auf dem Kunstrasen sitzend.
Kurze Nachfrage, aber auch die Beiden hatten keine Ersatzbrille und auch auf der aufgebauten „Triathlon-Messe“ konnte man zwar komplette Carbon-Laufräder und die neuesten Laufschuhe kaufen – aber keinerlei Schwimmutensilien. Scheinbar waren die Messestandbetreiber ebenfalls so große „Schwimmfans“ wie ich selbst.
Naja, bleibt ja noch das Freibad.
Dorthin gings übrigens nach dem Einrichten der Wechselzone 2 per Rad, da der Wettkampf in Kamen über zwei Wechselzonen verfügt. So wie es eigentlich auch sein sollte.
Long Story short: Ich bekam schließlich eine Schwimmbrille.
Geliehen.
Privateigentum eines jungen Mitgliedes des Schwimmbadpersonals.
An dieser Stelle nochmal mein ganz ganz herzlicher Dank dafür!
Jetzt war ich auch wieder entspannt und zusammen warteten wir im Schatten auf den Start des CheckIn und flaxten herum.
Danach gings gewohnt schnell: Wechselzone 1 einrichten und ab zum Becken, die Startnummer aufmalen lassen.
Kurzes einschwimmen, feststellen, dass man wieder mal der Langsamste Schwimmer sein wird.
Und los.
Nach gut 400m stellte ich mir zwar wiederholt die Frage Was zum Geier hast du hier eigentlich zu suchen?!, aber nachdem ich kurz darauf überrundet wurde, wusste ich es.
Eigentlich nichts.
Nach schier unendlichen 18:51min stieg auch ich, als Drittletzter, aus dem Wasser.
Beim Schuheanziehen (Ich habe nur normale Rennradschuhe und knie mich nebens Rad…) fiel mein Blick kurz auf den „Let’s Yazz!“-Schriftzug.
Jetzt beginnt mein Wettkampf!
Mit einem dicken Lächeln im Gesicht schob ich Noho zum Kreidestrich, stieg auf – und dann flogen wir los.
Bei der kamener Radstrecke handelt es sich um einen Zitat „wenig selektiven Wendepunkt-Kurs, der 5mal zu absolvieren ist.“
Heißt soviel wie: Dat Ding ist nahezu brettflach, höllisch schnell und leicht zu fahren. Abgesehen von den beiden Wendepunkten (ein U-Turn und eine kleine Schleife) gabs noch drei Kreisverkehre, die man in Fahrtrichtung geradeaus wegdrücken konnte. Ansonsten gings schnurgerade ab. Entweder sehr leicht ansteigend und gegen den Wind, oder leicht abfallend mit Rückenwind. Je nach Fahrtrichtung und Glück.
Um ehrlich zu sein; ich liebe Wendepunktstrecken!
Mit einem halben Auge auf die Gegenfahrbahn fuhr ich meine Oberschenkel warm. Zuerst kam mir Jörg entgegen, etwas später Stephan und Miklos.
Letzterer sah gar nicht so gut aus und folgerichtig hatte ich ihn, nach 3/4 Strecke der ersten Runde, auch als ersten in unserem Teamranking hinter mir gelassen.
Platz um Platz schob ich mich im Gesamtklassement weiter nach vorn, bis ich schließlich, wir befanden uns genau am Start der 3. Runde, auch Stephan endlich eingeholt hatte.
Ein weiterer Vorteil von Wendepunktstrecken: Irgendwann kennt man die Strecke und weiß wo man wie schnell durchkommt.
Die Kreisverkehre zum 1. Wendepunkt konnte man durchweg alle mit Vollgas in Aeroposition durchballern – wenn man sich denn traut.
Genau am Wendepunkt der 3. Runde hatte ich dann auch Jörg ein. Mein Gott, was ist der flott auf seinem Rennrad (!!), trotzdem rief er mir etwas wie „Du Teufel!“ hinterher, als ich das große Blatt auflegte und schon die nächste Gruppe vor mir aufs Korn nahm.
Wenn mir Stephan, Miklos oder Jörg auf der Strecke entgegen kamen, tauschte man kurz einen erhoben Daumen oder auch nur ein Nicken aus – eine kleine Geste, die trotzdem anspornt.
Wir sind ein Team!
Für die 44km Radstrecke benötigte ich inkl. beider Wechsel 1:02:27h was einen Schnitt von 42,35km/h und die drittbeste Radzeit bedeutete.
Nur 24 Sekunden hinter der besten Radzeit des Tages!
Let’s Yazz!
Noho stand noch nicht ganz im Rack, da hatte ich auch schon meine Schuhe angezogen und die GPS-Uhr vom Lenkervorbau ans Handgelenk umgeklickt und rannte los.
Derzeit lag ich im internen Ranking auf Platz 1, aber wenn ich jetzt nicht nochmal richtig Gas gab, würde es wahrscheinlich nicht lange dabei bleiben.
4 Runden je 2,5km lagen vor mir, zum Teil an der Radstrecke entlang, wo mich Ulla aus unserer Damenmannschaft tatsächlich 3mal kreuzte und lautstark anfeuerte.
Das tat richtig gut, Danke dafür!
Und ich hatte noch mehr Glück: Als ich meine 3. Runde anfing, kam gerade ein scheinbar richtig flotter Läufer vom Rad. Kurzerhand hing ich mich an ihn an und so gings weiterhin in flottem Tempo über den Asphalt. Kurz nach Beginn der letzten Runde (wir 4 ASVler hatten uns übrigens derart über die Laufstrecke verteilt, dass ich meine Kollegen erst im Ziel wieder sah!) überholte mich der tätowierte Läufer, mit dem ich mir in Harsewinkel schon ein hartes, aber herzliches, Rennen geliefert hatte.
Heute jedoch kam ich nicht mehr an ihn ran.
Nach 39:03min lief ich auf Platz 19 mit einer Gesamtzeit von 2:00:20h ins Ziel und lag (ich frage mich tatsächlich noch immer wie ich das geschafft habe!) mit gut 3:30min Vorsprung im internen Teamranking. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja noch keine Ahnung meine unglaublicheTagesform für ‚Konsequenzen‘ haben sollte!

Mein Held des Tages war aber tatsächlich Miklos!
Er schleppte sich mit den Worten „Wenns nicht Liga gewesen wär, wär ich ausgestiegen“ ins Ziel und blieb erstmal weiß wie eine Wand auf dem Boden liegen.
Wir versorgten ihn so gut es ging mit Wasser, während er Moderator ihn beharrlich fragte, ob sein Name griechisch sei und gleichzeitig ein junges Mädel die Laufrundenbänder von ihm einsammeln wollte, was Stephan aber lachend mit: „Lass den erstmal liegen, der läuft dir schon nicht weg“ wegscheuchte.
Als Miklos wieder etwas bei Kräften war, erklärte er, dass er vor nicht ganz 14 Tagen noch mit einer Lebensmittelvergiftung flach gelegen hätte.
Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sehr er auf dem Rad und beim Laufen gelitten haben muss!

Gemeinsam schafften wir es als Team ASV II dann auf Platz 12 der Tageswertung und damit stand nach 3 von 5 Wettkämpfen bereits fest:
Mission erfüllt – Klassenerhalt ist zu 99% gesichert.

Auf dem Weg zum CheckOut gratulierte mir Jörg nochmal mit seinem typischen Lausbubengrinsen zu meinem Wettkampf mit den Worten „Damit bist du ja eigentlich schon fast ein Kandidat für die NRW-Liga.“ und ich höre mich noch antworten: „Die schwimmen da ja noch schneller, da hab ich ja dann gar keine Chance mehr“.
Jörg grinste mich breit an…

Euer Karsten

Der Wettkampf in Zahlen:

Regionalliga, Kamen (1,0 / 44 / 10)

Team ASV Köln II: Platz 12/18

Jörg: 2:03:52h, Platz: 32
Stephan: 2:07:32h, Platz: 49
Miklos: 2:09:58h, Platz: 58

Karsten: 2:00:20h, Platz: 19
S: 0:18:51h (56,6sek/50m)
T: in "B"
B: 1:02:27h (42,35km/h)
T: in "B"
R: 0:39:03h (3:54min/km)

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