Auf zu neuen Ufern

­18.10.2012

Dominiert wird das Gelände hinter meiner Windschutzscheibe zweifelsfrei von der sonnenbeleuchteten roten 400m-Tartanbahn mitsamt Tribüne an einer der beiden 100m-Geraden. Direkt an eine der Kurven kuschelt sich das flache Hauptgebäude mit Fitness-Studio, Spinningraum, Umkleiden, Duschen, Saunalandschaft und Sporthalle. Der Rest der Anlage wird von hohen Bäumen umsäumt.
Von außen kannte ich dies schon alles, schließlich war ich gestern schon einmal kurz hier gewesen, um die realistische Fahrtzeit einschätzen zu können.
Aber heute ist der Tag!
Kurz schließe ich die Augen, hole tief Luft – und steige mit einer Mischung aus purer Freude, Aufregung und auch ein wenig „Was-wird-wohl-werden?“-Kribbeln aus dem Auto.

Am Empfang erkläre ich mich kurz und erhalte gegen ein kleines Pfand die Schlüssel für Umkleide und Spind.
Nachdem ich meine Laufsachen angezogen und die Tasche im Spind verstaut habe, mache ich mich wieder auf zur Terasse neben der 400m-Bahn.
Dort, so hat mir die nette Dame am Empfang verraten, sei ich richtig.
Und tatsächlich.
Dort saßen sie.
In lockerer Runde um einen der vielen Tische; lachend klönend.
Schnell legte ich mir einen kleinen Eröffnungs-Dialog zurecht.
Einen augenzwinkernden Eisbrecher:
„Moin, seid ihr die Jungs von der Rythmischen Sportgymnastik?“
„Nein… wir sind die Triathleten!“
„Ach so. Ja dann bin ich ja doch richtig bei euch.“

Trotz der Verlockung stellte ich mich und mein Anliegen ’normal‘ vor, wurde auch direkt in die Tischrunde integriert, besah mir nach und nach die Anwesenden – und lauschte gebannt ihren Erzählungen.
Die Triathlon-Saison hatte mit der Weltmeisterschaft auf Hawaii vor 4 Tagen ihren Höhepunkt und Abschluss gefunden. Natürlich hatte auch ich bis in den frühen Morgen vor dem Livestream geklebt .
Um dieses Rennen, und um ihre eigenen Highlights des Jahres 2012, drehte sich das Gespräch. Die Terasse hatte sich mittlerweile merklich mit einem bunten Querschnitt der Gesellschaft, also Männlein und Weiblein allen Alters und aller Fitness-Stadien gefüllt, als nach einiger Zeit ein Radfahrer angekurvt kam, sich vor der Versammlung aufstellte und mit einer markanten Stimme „So, hört mal alle bitte kurz her…“ das Training einläutete.
Langsam verebbten die Gespräche.
Chris stupste mich kurz an: „Das ist Freddy, der Trainer. Sag ihm einfach kurz Bescheid, dass du neu bist.“
Gesagt, getan.

Gemeinsam liefen wir uns locker durch den Stadtwaldgarten ein.
Die Stimmung in der gesamten Gruppe war herrlich. Es wurde gescherzt, zusammen gelacht und natürlich weiter erzählt.
Chris und ich unterhielten uns über dies und das und jenes und schon waren wir 3 oder 4 km gelaufen und standen wieder an der Anlage.
Es folgte das Lauf-ABC.
Während ich wie wild in Gedanken sämtliche Ausgaben der „Runner’s World“ nach der entsprechenden Übung durchblätterte, suchte Freddy stets meinen Blick, sah wohl mein großes Fragezeichen über dem Kopf und erklärte die einzelnen Übungen.
Ich schlug mich tapfer, aber da ist auf jeden Fall noch viel Luft nach oben!

„So, heute machen wir nur ein leichtes Programm“, läutete Freddy schließlich das eigentliche Training ein, „da ja viele demnächst in Köln oder Frankfurt starten.“
Erleichtertes Aufatmen in der ganzen Runde.
„Wir laufen heute nur eine Pyramide. Und dann könnt ihr noch etwas auf dem Rasen auslaufen.“
In meinem Kopf blätterte es wieder wild… Pyramide, Pyramide… Pyramide?
„Pyramide bedeutet, dass wir nacheinander 200m – 400m – 600m – 800m – 600m – 400m – 200m mit je 200m Pause laufen. Die kürzeren Strecken sollten entsprechend schneller gelaufen werden. Aber: Schießt euch bitte nicht schon auf den ersten Metern ab, sondern achtet darauf, dass ihr auf den letzten 200m noch Druck machen könnt.“

Und ab ging die Luzi!
Bereits nach den 400ern hatten sich viele viele kleine Grüppchen gebildet. Einige wenige zogen das Programm auch komplett solo durch. Ich heftete mich an die Fersen eines Läufers mit dem Finisher-Shirt des „Inferno-Triathlon“.
Lustig, denn erst vor einigen Wochen hatte ich auf der ASV-Seite einen Bericht über genau diesen Wettkampf gelesen.
Tatsächlich war unser Tempo ungefähr gleich, sodass wir bis zum Ende fast Seite an Seite das komplette Programm abspulen konnten. Zum Reden blieb dabei freilich keine Luft mehr.
Beim Abschließenden Dehnprogramm gesellte sich Chris auch wieder zu mir und fragte mich, ob es mir denn gefallen hätte.
Überschwenglich und voller Optimismus kündigte ich groß an, dass ich jetzt erstmal regelmäßig zum Probetraining kommen würde.

Auf dem Heimweg war meine Laune großartig, ich drehte die Anlage auf, sang laut mit, strahlte über das ganze Gesicht.
Was für eine tolle Truppe hatte ich da gefunden?!
Für mich stand bereits nach diesem einen Trainingstag fest: Zum ASV Köln willst du!

Tatsächlich kam es dann auch so, denn eine fiebrige Erkältung legte mich wenige Tage später lahm; So bin ich wirklich nach nur einer einzigen Trainingseinheit zum 1.11.2012 dem ASV Köln, Abteilung Triathlon beigetreten.

PS:
Daheim stellte ich bei der Auswertung meiner Pulsuhr fest, dass ich bei diesem „leichten Programm“ meinen Maximalpuls von 197 auf 202 geschoben habe…

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