Dies ist also schon der letzte Tag meiner ersten, richtigen Trainingswoche!
Ging ja recht fix, aber um ehrlich zu sein lag das zu einem großen Teil auch an meinem Bruderherz und seinem Papierkram…
*Gruß an dieser Stelle nach Nairobi!*
Ein Blick auf die Wetterkarte versprach für heute Sonnenschein bei 12-16°C. Das sind ja optimale Laufbedingungen.
So wollte ich mich heute auch einmal auf weniger ausgetretene Pfade begeben: Im leverkusener Süden, genau genommen im kölner Norden, liegt hinter dem Flugplatz Kurtekotten und der umliegenden RTHC-Anlagen (Reiten / Tennis / Hockey – Club inkl Glofplatz und Sportangelweiher) der idyllische „van Diergardt-See“. Den Jugendlichen im Umkreis weitläufig als „Das Baggerloch“ bekannt. Im Sommer gibts hier mehr Grillfleisch, Dosenbier, Badenixen und Muskelprolls als auf so mancher spanischen Insel.
Meistens totale Hohlhupen, Vollpfosten oder Prolls. Manchmal auch in Kombination.
Aber jetzt ist ja nicht Sommer! Jetzt ist Nachsaison!
Grund genug für den Dummschwitzer mal gen Süden zu laufen und eben mal nicht durch den, in diesem Blog wohl schon berüchtigten, „NeulandPark“.
Morgens gegen 13Uhr hatte ich dann auch meinen müden Hintern aus dem Bett bewegt und die Laufsachen parat.
Ebenfalls wieder dabei: Der Flaschengürtel mitsamt Kleinbildkamera. (Ich muss das ja ausgiebig testen, bevor das Urteil fällt!)
So ging es dann schnurstracks zur B8 und an ihr entlang bis direkt unter den „Stern des Südens“, wie die verdötschten Leverkusener ihr Bayerkreuz mit vollem Ernst nennen.
Im Schatten dieser monströsen und bei hellem tage einfach nur potthässlichen Stahlkonstruktion ging es dann auf den Südring nach Osten und nach einigen hundert Metern endlich Richtung Flugplatz Kurtekotten.
Hier war ich zuletzt 2001, damals mit Kumpels, meiner Freundin und reichlich Dosenbier, im Peugeot unterwegs auf dem Weg zum Baggerloch.
Das war einer der schönsten Sommer überhaupt: Jung, voller Tatendrang, die Welt lag uns zu Füßen!
Ich überquerte die A1 und die parallel verlaufende Eisenbahnlinie und… rannte erstmal in einen Riesenpulk von Spaziergängern, Kinderwagen. Radfahrern und sogar eine Reiterin hatte sich mit ihrem fuchsfarbenen Tier hierhin verirrt.
Tja, die dachten sich wohl auch alle, dass hier heute nicht viel los sein würde. Und recht hatten sie ja. Jedenfalls bis sie dann hier waren.
So entschied ich mich die Runde um den See entgegen dem Strom der Massen zu absolvieren.
Schließlich bin ich Individualist.
Vor mir breitete sich dann auch tatsächlich ein leerer Pfad zum Gelände der anliegenen Dynamit Nobel AG an. Aber Testsprengungen gibts hier nur selten.

Ich hatte kaum die Kamera wieder verstaut und Fahrt aufgenommen, da tauchte am Horizont ein ganzes Pulk älterer Menschen auf. Aufaddiert rollte dort locker die komplette Menschheitsgeschichte seit Jesu Geburt auf mich zu. Ehrfürchtig begnügte ich mich mit dem äußersten Fitzel des überbreiten Weges und überlies den Herren und Damen das Feld, während ich die Aussicht auf den nahenden See genoss:

Um ehrlich zu sein: Ich war enttäuscht!
Ich hatte das Teil irgendwie größer in Erinnerung. Da bin ich ja in Null Komma Nix drumherum!
Und was dann? Noch ne Runde? Riesenslalom mit Rentern als zu umfahrende Tore?
Nene, das nicht des Dummschwitzers Weg.
Aber erstmal der Reihe nach und ab zum Südende des Weihers
Hier ist im Sommer traditionell die Hölle los. Es ist nämlich die einzige Stelle an der man zum Wasser gelangt, ohne sich den Balg am Unterholz aufzuschlitzen.

Im Hintergrund konnte man sogar die „leverkusener Medienfassade“ erkennen. Ein weiteres Wahrzeichen und – ja ich bin tatsächlich versucht zu sagen – ein Symbol, mehr noch:
Ein Sinnbild für Leverkusen!

Bei Tage ist es genau so hässlich wie das Bayerkreuz. Aber bei Nacht… also ich kann euch sagen, da ist es… unbeleuchtet, weil kaputt.
Genau genommen hat es ein paar Tage geleuchtet, sah auch töffte aus, aber nu ists fritte und keiner mag sagen wieviel es eigentlich bisher gekostet hat und vor allem wann es wieder leuchtet.
Aber genug gelästert, weiter gehts. Der Tacho zeigt ja gerade mal 4km an, das ist ja nichtmal 1/3 des angestrebten Pensums.
Nur, ganz ehrlich hatte ich keinerlei Bock hier jetzt den Rentnerschreck zu geben. Aber wohin? Weiter gen Süden? Rein nach Köln etwa?
…ins Fledermausgebiet?!
Dann doch lieber über den Busbahnhof eine kleine Runde durch den Sportpark.
Der ist zwar auch voll mit wandelnden Verkehrshindernissen, aber denen machts nichts aus umgerannt zu werden, denn… mal ehrlich, das ist ein Sportpark!
Und nicht die Läufern-im-Weg-steh-Zone.
Gut damit hätte ich weitere 6 Kilometer hinter mich gebracht. Wohin nun? Der Dhünn folgen und durch den NeulandPark zurück?
Wie kreativ, das hatte ich schon lange nicht mehr… lass mich mal überlegen… Etwa gestern, kurz vor Mitternacht?!
Sei’s drum: Damit hätte ich die geforderte Distanz halbwegs ehrenwert absolviert und das reicht mir für heute ganz ehrlich auch.
Der NeulandPark war mal so richtig voll. Überall wuselten Kinder umher, eines schrie ihrem Vater zu „Ey, der da läuft auf dem Radweg“ und gestikulierte wild in meine Richtung. „Ja klar läuft der Mann auf dem Radweg“, dachte ich bei mir, „deine Mutti blockiert mit deinem Pampersbomber ja auch den kompletten Gehweg“.
Papi interessierte hingegen das Hochwasser des Rheines viel mehr als seine Sippschaft und auch ich hielt kurz an und knipste einige Bilder.
Meine Damen, meine Herren, wertes Publikum, geneigte Leser:
Es ist mir eine außerordenlich große Ehre Ihnen und Euch hier an dieser Stelle den sagenumwobenen NeulandPark vorzustellen. Jenes hier bereits so oft erwähnte Fleckchen Erde, idyllisch umgeben von Rhein, A1, A59, der Müllverbrennungsanlage Bürrig, sowie der Mülldeponie.
Unter den Füßen der Besucher schlummern Bodenschätze von unschätzbarer… Brisanz, war hier doch vor vielen, vielen Jahren eine Sondermülldeponie, welche jedoch nicht abgetragen, sondern lediglich versiegelt wurde.
Ja, da bekommt der Name NeulandPark doch direkt eine ganz andere Bedeutung. Aber um ehrlich zu sein: Hamse jut jemacht!
Ist jedenfalls besser als die abgesperrte Wiese, die hier jahrzehntelang wucherte und auf der es kaum tierisches Leben gab:


Hier ist nochmal die Abzeigung zu meiner eigentlichen 10km Runde zu sehen, diesmal bei Tageslicht – aber leider noch immer hoffnungslos überschwemmt.
Für nicht Leverkusener: Normalerweise sind die beiden Träger der großen Pfeiler der Rheinbrücke eher trocken, als nass…

So und für die Statistiker unter uns, hier die Wochenbilanz:
Di: 7,26km in 34:16min ~~ 4:43,2min/km
Do: 8,11km in 41:00min ~~ 5:03,3min/km
Sa: 11,93km in 55:51min ~~ 4:40,9min/km
So: 14,18km in 1:09:17min ~~ 4:53,2min/km
Ergibt eine Wochensummer von 41,48km in 3:20:24min ~~ 4:49,9min/km bzw. 12,41km/h
Das ist ein wenig weniger, als ich Ende 2010 pro Woche gelaufen bin (im Schnitt 55km), aber jetzt steckt ja auch ein durchdachter Plan mit schnellen Einheiten, Tempoläufen und langsamen Regenerationsphasen dahinter (die ich zugegeben zu schnell gelaufen bin).
Mal sehen wie sich das so entwickelt.
Die nächsten Wochen werde ich aber nicht jeden Tag so ausführlich kommentieren, wie ich es jetzt einmal exemplarisch gemacht habe. Das wird für euch auf Dauer zu langweilig und mir raubt es noch mehr der ohnehin schon raren Freizeit.
Wir habens jetzt Sonntag, 19:28Uhr und jetzt beginnt mein Wochenende! *jubel freu*
Euer Dummschwitzer


