Der grüne Stricher: Motivation mal anders

Moin ihrs,
Ich muss zugeben: Wenn ich meine Beiträge hier so lese, dann ist ja immer alles eitel Sonnenschein.
Das Laufen macht immer Spaß, ich bin immer innerhalb der Zielvorgaben und überhaupt, ist doch alles super!
Der Dummschwitzer hat nie schlechte Laune und drückt sich auch nie vor dem Training.
Weil ja gerade eben alles so super und toll ist.
Nun…
Im Moment sitze ich in einem lammfellgepolsterten Liegesessel mit Fußbank, neben mir prasselt ein gemütlicher Kamin und überhaupt ist es gerade mehr als lauschig.
Kurzum: Jeder normalvernünftige Mensch wäre vollstens Zufrieden.
Andererseits hat der normalvernünftige Mensch (bzw. Mann) einen „Pirelli“-Kalender und eben keinen „Runner’s World“-Laufkalender.
Der Kalender an sich ist dabei ja noch nichtmal das Problem. Vielmehr sind es diese ganzen Bleistift-Einträge in peniblem 2-Tage-Rythmus:
Eintrag für heute: „120 min ruhiger Dauerlauf bei 70% maxHF“, oder in einem Wort gesagt:
„Halbmarathon“.
Neben dem Kalender liegen 2 Textmarker. Grün und Rot.
Jede absolvierte Einheit wird grün markiert, jede ausgelassene rot.
Mein Blick streift am Piano vorbei durch das Fenster ins Freie.
Ich weiß ja nicht, wie es bei euch ausschaut. Aber hier in kölner Gefilden ist das Wetter echt fies:
Knapp um den Gefrierpunkt. Schneeregen mit Graupel, böhiger Ostwind und überhaupt alles bwäh!
Und jetzt kommt mir nicht mit dem Oberklugscheißer-Spruch:
„Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!“
Ich habe richtig gute und diesen Witterungen mehr als gewachsene Kleidung.
Aber trotzdem ändert das nichts daran, dass das Wetter einfach scheiße ist!
Punkt.
Wer da freiwillig rausgeht, hat entweder nen Knall, oder nen Hund.
Tja, und da fängts schon an. Ich bin doppelt betroffen:
Ich hab definitiv nicht mehr alle Tassen im Schrank (falls doch, „awwer nimmie der Reih‘ nach!“, wie mei Vadder mir oft mitteilte)
Und ich habe einen Hund!
Zwar nur einen Kleinen, aber immerhin.
Es ist ein innerer Schweinehund und er heißt Gustav. Der Name war ein Tipp einer guten Freundin.
Aber trotzdem… Laufen… und dann direkt 22km…
Ein Halbmarathon bei sonem Wetter ist wie… wie… lauwarme Pizza und ein Glas eiskalte Milch hinterher!
Sowas tut man eben einfach nicht.
Es ist grau, es ist kalt, es ist nass.
Und ich weiß jetzt schon, dass ich es trotzdem machen werde.
Gustav, die faule Dreckstöle, liegt nämlich neben mir am Kamin.
Vollgefressen, zusammengerollt, dösend, träge. Der muckt schon lange nicht mehr auf.
Er kommt auch schon lange nicht mehr mit, als ich mich in den allerersten Laufwochen noch ‚zwingen‘ musste.
Damals nannte ich das Laufen noch scherzhaft „mit meinem inneren Schweinehund Gassi gehen“.
Heute, zwei Jahre später, hat Gustav resigniert: Er hat kapiert, dass ich auf ihn keinerlei Rücksicht mehr nehme.
Soll der Flohbeutel doch am Kamin rösten. Wen juckts?!
Also bewege ich meinen Dummschwitzer-Popo rüber in die Küche:
Tee kochen, Laufsachen anziehen, drei Folgen der „Drei Fragezeichen“ auswählen und auf den iPod laden.
Warum?
Zum Einen ist Laufen generell ein Genuss für mich. Herausforderung, Entspannung, Bestätigung und großes Hobby.
Zum Anderern ist nur das Aufraffen das Problem – wenn überhaupt. Sobald ich die Klamotten angelegt habe, freue ich mich schon wie ein Kind auf das Training.
Darüber hinaus weiß ich genau, wer mich bei meiner Rückkehr sehnlichst erwartet:
Gustav. Er apportiert mir mit annerkennden Blick den grünen Textmarker.
Und es gibt einfach nichts geileres als, gerade bei diesem Wetter, einen grünen Strich einzutragen!

Euer Dummschwitzer

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