Sahara – Rennsimulator

Der Sommer kommt, Kasi geht… laufen

Dienstag, 23.August 2011
18:15 Uhr

Keine 10 Minuten nachdem ich von der Arbeit kam und meinen 2 Zimmer-Wäscheschrank mit Schlafgelegenheit betreten hatte, verließ ich ihn auch schon wieder frohgemutes.
Im Flur schnürte ich mir meine Trainingsschuhe und resettete die GPS-Uhr.
Das ist tatsächlich schon die letzte „richtige“ Einheit vor dem Senkbachtalsperrenlauf am Sonntagmorgen.
Donnerstag steht zwar noch eine weitere Einheit an, aber das ist lediglich ein 7km-Geplänkel im oberen 4min-Schnitt, um die Schuheinlagen in den Wettkampfschuhen einzulaufen.
Die Mörderblase an meiner Ferse ist auch bereits weitestgehend abgeheilt, also auf auf ans Werk!

Heutiges Trainingsziel: Ein ca 10km Tempolauf bei maximal 4:30min pro km, also etwas über 13 km/h.

Klingt erstmal nicht so mörderisch, bei einer Temperatur von 28°C im Schatten und 67% Luftfeuchte wirds wohl aber trotzdem recht „erquickend“.
So trabte ich los. Die Sonne stand nach einem Regenschauer nun wieder hoch am beinahe wolkenlosen Himmel: Eine der wenigen Gelegenheiten meine sündhaft teure Sportbrille mit der orangen Speziel-Superduper-Verglasung zu tragen.
Der nasse Asphalt auf der Straße dampfte hüfthoch vor mir auf, aus den Ohrhörern dudelte Radio EinsLive.
Bei den etwas lockeren Läufen höre ich neuerdings öfters Radio: Man weiß nie genau was die Jungs spielen, und kann sich wunderbar felxibel mit dem Lauftempo an die Musik anpassen.
Der Schweiß rann mir bereits aus allen Poren, als ich nach einigen Kilometern die Wupper überquerte, der „Drehzahlmesser“ stand jedoch erst bei 3,8.
Gemeint ist der Pulsbereich.
Der reicht bei meiner Uhr von 0,1 bis 5,9. Im normalen Training hält man sich meistens irgendwo zwischen 4,1 und 5,1 auf. Der „Rote Bereich“ beginnt bei ungefähr 5,5.
Vor mir entdeckte ich in beträchtlicher Entfernung eine recht große Laufgruppe.
Sehr gut.
Mit Ziel vor Augen läuft es sich erheblich einfacher, als stur nach Pace.
Ich drehte auf, bis sich der Puls bei 4,5 einpendelte. Das entspricht ungefähr 75% meiner maximalen Herzfequenz.
Die Laufgruppe war zwischenzeitlich hinter einer Kurve verschwunden, als sie jetzt wieder in Sicht kam, waren lediglich 2 Läuferinnen zu sehen.
Ziemlich schnell kam ich auf und da die Beiden scheinbar in ein Gespräch vertieft waren, überholte ich im Grünstreifen, grüßte freundlich und sah weitere „Splittergruppen“ der Laufgruppe in abermals einigen hundert Metern Entfernung unter der Westring-Brücke verschwinden.
28°C im Schatten bei 67% Luftfeuchte.
Nur leider war hier kein Schatten und die tropische Schwüle tat ihr Übriges.
Mein Tempo lag nun bei ca 4:05 min/km, knapp unter 15 km/h und kurze Zeit später ‚kassierte‘ ich die nächsten drei Läufer, ebenfalls in ein Gespräch vertieft.
Links über mir hinter der Böschung war der nächste Läufer zu erahnen.
Kurz darauf führte der Kurs auch mich über eine ansteigende 180°-Kehre auf diesen Radweg auf die Brücke zu, die ich vor wenigen Augenblicken unterquert hatte.
AUf der Brücke kamen plötzlich die beiden Frauen, die ich auf der Wiese überholte aus dem Dickicht: Sie hatten die Schleife über eine kleine Fußgängerbrücke abgekürzt.
Lachend ließen sich mich vorbei, sodass ich wenig später Läufer Nummer 6 der Gruppe auf meiner „Haben-Seite“ hatte.
Weiter ging es auf dem Rad- und Fußgängerweg in Richtung Wiesdorf. Ich lief auf dem leeren Radweg, die nächsten beiden Läufer bereits im Blick.
Mein Puls drehte nun schon knapp unter 5,0. Das Tempo dagegen war gleich geblieben: Erschöpfung macht sich langsam breit.
Der Körper zwackt also bereits Blut aus den Muskeln in die äußeren Hautschichten ab, um sich besser kühlen zu können.
Kein Wunder. Um diese Uhrzeit liegt der komplette 9,5km Trainingskurs in der ungeschützten Sonne.
Was solls. Das härtet ab.
Nach knapp einem Kilometer hatte ich die beiden Herren ein. Der Rechte trug ein „Bayer 04 Leverkusen Lauftreff“-Shirt.
Ah ha.
Endlich mal ein Name!
Ich grüßte abermals freundlich, die Beiden grüßten zurück – und weiter ging es für mich.
Denn, oh déjà vu, vor mir befanden sich wiederrum 2 Läufer.
Diesmal wieder 2 Frauen, und diesmal nicht gerade langsam unterwegs!
Den 4:05min/km-Schnitt zu halten, fiel mir mittlerweile schon etwas schwerer. Aber das ging noch, der Puls kletterte dafür aber auf 5,2.
Jetzt gehts also an die Reserven.
Aber das ist nunmal ein Tempolauf-Training und kein Wanderausflug. Ernsthaftes Training macht meistens erst hinterher Spaß!
Beide Mädels erreichte ich, auch dank eines flotteren Songs im Radio, mit einem Schnitt von ca 3:55min/km.
Kurz darauf verschwand ich unter der Bürriger Zubringer-Brücke und überlegte, wie lange ich dieses Tempo wohl noch aufrecht halten kann.
Einige Hundert Meter vor mir verschwand gerade eine Läuferin hinter einer Kurve.
Ach Mensch…
Zähne zusammenbeißen und weiter.
Bevor ich die Frau erreichte, wechselte sie ins Gehen und trank aus ihrer Wasserflasche.
Als ich überholte, winkte sie mir zu.
Ich nahm die Ohrhörer raus und lief in einer weiten, langsamen Kurve auf sie zu.
„Hast du da hinten ein paar Läufer gesehen?“, fragt sie.
„Ja, da sind mehrere kleine Gruppen unterwegs“, antwortete ich
Da war ich an ihr vorbei, drehte um und trabte wieder auf sie zu.
„Wo sind die denn ungefähr?“, wollte die Frau wissen
„Die beiden Schnellsten müssten gleich kommen, die Langsameren so in vielleicht 8 Minuten“, schätze ich.
„Was? So schnell war ich doch gar nicht“, lachte mein Gegenüber und schaute auf die leere Flasche.
Kurz nickte ich der Frau zu und wünschte auch ihr noch einen schönen Tag.
In der ganzen Szenerie muss ich ein wenig ausgesehen haben, wie diese 60er Jahre Wild-West-Schauspieler, die man ohne Training auf ein Pferd hockte und nun mit Ganzkörper-Verrenkungen versuchten den Dialogpartner nicht aus den Augen zu verlieren, während das Pferd unter ihnen Walzer tanzte.

2 Kilometer und etwa 8 Minuten später, etwa zu der Zeit als der Lauftreff sich auch wieder zusammengefunden hatte, trudelte ich bei mir zu Hause ein.
Für die 9,4km hatte ich 41:24min gebraucht. Kein Wettkampftempo, aber für diese Wetterbedingungen mehr als ausreichend, zumal ich die beiden langsamen Warmlauf-Kilometer ja mitgewertet hatte.

Donnerstag würde ich wie gewohnt meine Wettkampfsachen „einlaufen“ und Sonntagmorgen geht es dann endlich wieder an ein richtiges Rennen.

Bis dahin,

Karsten

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