Projekt XX: StrongmanRun 2012
Tag: 121 / 68. Trainingstag: Free-Run
Wetter: -7°C, leichter Wind, daher gefühlt -17°C
Normalerweise steht Donnerstag ja ein Spezialtraining an.
Berglauf, Treppenlauf oder Schwimmen.
Heute nicht.
Denn heute greift bereits ein Teil des neuen Trainingsplanes.
Außerdem machen die recht straffen Temperaturen eine belastende Freilufteinheit nahezu unmöglich.
Also habe ich mich dick eingepackt, bei der Gelegenheit das Ganze auch schön säuberlich gefilmt -Inklusive Outtakes- und mich dann frei nach Schnauze auf den Weg gemacht.
Bob Marley trällerte leise im Hintergrund seine Lieder und ich steuerte im silbernen Mondlicht am Rheinufer entlang, gönnte mir die Extrarunde an der Wupperbrücke, und ließ auch die Rheindorfer Felderlandschaft nicht aus.
Im Grunde sind -7°C für längere Läufe auch gar kein Problem, man darf halt nur nicht zu schnell loslaufen. Denn wenn man später das Tempo drastisch verringern muss, oder gar stehen bleibt und zu schwitzen beginnt… hat man ein großes Problem.
Nach der Felderlandschaft überlegte ich kurz, ob ich die Reuschenberg-Runde auch noch anhängen sollte. Zeit hätte ich noch mehr als genug, aber so langsam war der schützende Fettcreme-Film auf Nase und Lippen aufgebraucht. Meine ohnehin taube Unterlippe störte das wenig, aber die Nasenspitze begann zu brennen und in der Oberlippe zog es ebenfalls hin und wieder.
Dann also doch über den Mühlenbachdamm zurück.
Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am Schönsten ist.
Der Mond schien hell und die Bäume warfen skurille Schatten auf die Wege, welche sich im Auf und Ab meiner Lampe regelmäßig auflösten und wieder an Kontur und Kontrast gewannen.
Da ich auf dem asphaltierten Damm keine Gefahr mehr lief über Äste, Schlaglöcher oder dergleichen zu stolpern, schaltete ich meine Handlampe aus und sofort umgaben mich die Schatten dauerhaft.
Der Wind kam nun genau von hinten, mein Atem kondensierte zu silbernen Wölkchen, die sich erstaunlich lange neben mir in der Luft hielten, über den Wiesen lag dünner Nebel, dies alles eingetaucht in silberklares Mondlicht.
Eine tiefe Zufriedenheit und Ruhe durchfloss mich in diesem Moment.
Ein selten schöner Augenblick!
4,5km später erreichte ich meine Wohnung, erholt wie nach einer Woche Urlaub.
…auch wenn ich äußerlich eher aussah wie ein verwegener, von Wind und Wetter gegerbter Arktisveteran zu Zeiten der Pol-Wettrennen:
Tagesbilanz: 14,25km - 68:42min - 4:49min/km
Begegnungen: 2 Läufer
Erkenntnis des Tages:
Einfach mal treiben lassen


